Foto © Erika Mayer

Elisabeth Fuchs: meine Sicht

Kritik nehme ich prinzipiell ernst. Zudem bin ich immer offen für konstruktive Gespräche.

Ich bin sehr stolz auf die Orchestermusiker:innen und Chorsänger:innen der Philharmonie Salzburg und darauf, wie verbunden wir musizieren, wie berührend die gemeinsamen musikalischen Momente sind und wie diese mit Standing Ovations auch vom Publikum gefeiert werden.

Die aktuelle Berichterstattung in den Salzburger Nachrichten führt leider zu einem falschen Bild über die Philharmonie Salzburg und über mich als ihre Gründerin und Chefdirigentin. Aus diesem Grund möchte ich die angesprochenen Punkte aus meiner Sicht darstellen:

1. KRITIK nehme ich prinzipiell ernst. Zudem bin ich immer offen für konstruktive Gespräche und gehe wirklich streng mit mir ins Gericht in allen Bereichen, die mich als Dirigentin und Musikmanagerin, aber auch als Mensch und Mutter betreffen. Fehler nehme ich zum Anlass, mich weiterzuentwickeln. Mein Wirken ist seit Jahren begleitet von Coachings und Supervisionen, vom kritischen Austausch mit Freund:innen, Wegbegleiter:innen und meiner Familie. In der Musik wird es nie ohne das gesamte Spektrum der Emotionen gehen. Der Begriff „Konzert“ kommt von „Zusammenwirken“ und „Wettstreiten“. Für mich ist Musik immer gleichzeitig das eine und das andere: Gleichklang & Gegenklang. Harmonie & Kontrapunkt, Einstimmigkeit & Reibung, Ebbe & Flut.

2. FAIR PAY/HONORAREMPFEHLUNGEN
Das wichtige Thema Fair Pay/Honorarempfehlungen für freischaffende Musiker:innen steht seit Jahren auf unserer Agenda. Diesbezüglich sind wir in sehr gutem Austausch mit unseren Fördergebern Stadt und Land Salzburg. Konstruktive Gespräche mit der Politik und der Beamtenschaft und auch mit fast allen Salzburger Medien waren und sind mir hier immer wichtiger als mediale Schlachten. Diese machen zwar Druck, schaffen aber eine schlechte Kommunikationsbasis – dafür bin ich nicht zu haben.

Auch wehre ich mich nachdrücklich gegen die verzerrte Darstellung in der genannten Tageszeitung und lasse mich nicht anprangern für Rahmenbedingungen, die auch für andere Kulturschaffende der freien Szene gelten. Ich lasse mich auch nicht vor den Karren von Interessensvertretungen spannen. Die Philharmonie Salzburg ist einer der größten Akteure in der freien Salzburger Szene mit fast 100 Musiker:innen, einem freiwilligen Chor von 200 begeisterten Sänger:innen, über 100 Orchester-Auftritten, über 70 Kammermusik-Auftritten und einem sehr engagierten Programm. All dies ist nur möglich, weil unser Klangkörper von der Begeisterung und dem professionellen Musizieren der Mitwirkenden getragen ist; diese spiegeln sich in unseren Auftritten wider. Es ist daher leicht, sich von außen an uns abzuarbeiten und die vielen anderen Akteure der freien Szene außen vor zu lassen. Selbstverständlich bemühen wir uns um bestmögliche Bezahlung unserer Orchestermusiker:innen.

Stand Fair Pay-Ergebnisse aus Gesprächen der letzten 5 Jahre: 2021-2024 wurden alle Angestellten im Kulturbetrieb im Land Salzburg vonseiten des Landes/der Stadt nahezu auf Fair-Pay gestuft. Dafür gab es viele Subventionen von Land und Stadt Salzburg – nicht aber für die Philharmonie, da unsere angestellten Mitarbeiter:innen bereits damals nahezu auf Fair-Pay-Niveau bezahlt wurden. Ab 2025 ist die zweite Phase seitens der Fördergeber bezüglich der Anhebungen auf Fair Pay startklar: Zusätzlich zu den Angestellten sollen nun, einem Stufenplan folgend, die Honorare der Freischaffenden angehoben werden, finanziert durch Mehrsubventionen seitens Stadt und Land Salzburg. Tatsächlich können wir mit Stand 2023 (6,9 % Subventionen für die Philharmonie Salzburg) Fair Pay noch nicht finanzieren – anders als die Berichterstattung in den SN suggeriert. Für volles Fair Pay im Jahr 2025 bräuchten wir knapp 1,5 Mio. € mehr Fördergelder. Die kolportierten Aussagen der Entscheidungsträger konnten von uns zudem noch nicht verifiziert werden. Wir stehen in gutem Kontakt zu Stadt und Land Salzburg, die Bescheid wissen, dass es für Fair Pay eine deutliche Anhebung der Subventionen braucht.*

3. PROBERAUM
Die vergangenen Jahre waren von der Anstrengung geprägt, endlich bessere Probe-Bedingungen für das Orchester zu schaffen. In der Saison 2023/24 haben wir mit Unterstützung von Stadt und Land Salzburg dieses Ziel erreicht – ein Meilenstein in der Geschichte der Philharmonie. Durch den Proberaum in der Nonntaler Hauptstraße 39 c werden sich die Arbeitsbedingungen für unsere Musiker:innen erheblich verbessern, daher möchte ich an dieser Stelle noch einmal meinen großen Dank an die Fördergeber:innen aussprechen! Mein Dank gilt aber auch allen Spender:innen: Der Flügel für den Proberaum (Marke Bechstein) kann aufgrund Ihrer Spenden finanziert werden. Herzlichen Dank dafür!
Das Gebäude wird nicht der Philharmonie gehören, sondern der Stadt Salzburg (angekauft mit Unterstützung des Landes), es wird künftig an die Philharmonie Salzburg vermietet werden. Das Orchester (bis zu 90 Personen) sowie der Chor der Philharmonie (bis zu 200 Personen) und die Kinder-& Jugendphilharmonie (bis zu 80 Kids & Teens) werden voraussichtlich ab Winter 2024/25 darin proben. Die Finanzierungsreise für die Ausstattung des Proberaums, die wir selbst aufbringen müssen, geht weiter und dabei zählen wir auch in Zukunft auf Sie: Bitte unterstützen Sie uns weiterhin, schlechter Nachrede zum Trotz. Mehr Infos zur Proberaumausstattung/Spendensammlung finden Sie hier: https://www.philharmoniesalzburg.at/probehaus-spenden/

Salzburg ist eine Stadt, in der Musik groß geschrieben wird. Ich lebe und wirke seit 25 Jahren sehr gerne in dieser Stadt. Ich selbst und meine engagierten Orchestermitglieder sowie das Team der Philharmonie Salzburg stemmen ein außergewöhnliches Pensum, um ein anschlussfähiges und gleichzeitig innovatives Konzertprogramm zu gestalten. Ich habe in den letzten Tagen unzählige Solidaritätsbekundungen von Musiker:innen, Sänger:innen und auch von unserem Publikum erhalten. Das und die Kraft der Musik stärken mich.

Danke, dass Sie uns seit vielen Jahren auf unserem beherzten Weg begleiten!

Gerne stehen mein Team und ich für Fragen oder Anregungen zur Verfügung: fuchs@elisabethfuchs.com

Ihre Elisabeth Fuchs

* Mehr Zahlen: 2023 hatte die Philharmonie Salzburg (ohne Kinderfestspiele) einen Gesamtumsatz von 2,55 Mio € bei 6,9 % Subventionen. Diese Subventionen setzten sich aus 96.100 € von der Stadt Salzburg (= 3,77% des Gesamtbudgets) und 81.000 € vom Land Salzburg (= 3,18% des Gesamtbudgets) zusammen. Für 2024 hat die Stadt Salzburg der Philharmonie Salzburg 128.300 € zugesagt (das sind 5% bei gleichem Umsatz wie 2023 und wären 4,5% mit geschätzter Inflation des Gesamtbudgets). Aus Sicht der Stadt ist das ein großer Sprung von 33% mehr Subvention als im Jahr 2023 für die Philharmonie + die Möglichkeit, den neuen Proberaum zu mieten – vielen Dank dafür! Dennoch kann damit kein Fair-Pay für Freischaffende bezahlt werden. Angesucht hatten wir um 181.000 € für eine Fair-Pay-Annäherung.
Seitens der Kulturabteilung des Landes haben wir für das laufende Jahr 2024 noch keine Information über die Höhe der Fördersumme erhalten.